Samstag, 11. Mai 2013

kostenanalyse

kostenanalyse ist gut. sind aber die schlüsse, die daraus gezogen werden, richtig?

betriebsberater behaupten, man müsse einen traktor schon mind. 800 stunden pro jahr fahren, um ihn sinnvoll auslasten zu können. rechnerisch mag es stimmen. praktisch schaut die sache anders aus.

was ist die alternative zu einem wenig ausgelasteten schlepper? kein schlepper? ein leihschlepper? ein gemeinschaftsschlepper?

die variante "kein schlepper" funktioniert nur bei vollständiger vergabe der schlepperarbeiten. bin ich dann noch landwirt und bewirtschafter oder nur mehr formell namensgeber für den förderantrag?

stehen leihschlepper überhaupt zur verfügung? wenn ja, sind die kostengünstiger oder müssen höhere reparaturkosten eingerechnet werden? bekomm ich einen, wenn ich ihn brauche?

hab ich die möglichkeit, mitglied bei einer traktorgemeinschaft zu werden? wie schnell ist der traktor verfügbar? viele fahrer bedeuten auch viele reparaturen. wenn die ersten gröberen reparaturen auftreten, wird der traktor oft erneuert. das ist wiederum teuer. wenn ich zudem dienstleistungen anbiete, wo ich jederzeit auf das gerät zugreifen können muss, ist eine gemeinschaftliche nutzung schwierig.

nutzen nicht viele bauern ihre traktoren deshalb rentabel, weil sie sie lange nutzen und mit wenigen fahrern geringe reparatur-kosten haben? dazu ein paar beispiele:

traktor 1: 110 ps, alter 22 jahre, 5100 betriebsstunden, einkaufspreis eur 47.000,-, verkaufspreis eur 17.000,-, wertverlust eur 30.000,-. ergibt pro stunde eur 5,90.

traktor 2: 64 ps, 25 jahre alt, 5200 betriebsstunden, einkaufspreis eur 26.000,-, verkaufspreis eur 9.000,-, wertverlust eur 17.000,-. ergibt pro stunde eur 3,27.

traktor 3: 75 ps, 12 jahre alt, 1600 betriebsstunden, einkaufspreis eur 39.000,-, verkaufspreis eur 17.000,-, wertverlust eur 22.000,-. ergibt pro stunde eur 13,75.

traktor 1 wurde 231 stunden im jahr genutzt, traktor 2 nur 208 stunden, traktor 3 nur 133 stunden. die grundkosten pro geleisteter stunde sprechen eine eindeutige sprache. bei traktor 1 und 2 kommen gemeinschafts- und leihtraktoren in der regel auch kostenseitig nicht mit.

zieht man wirklich alle kosten in die rechnung mit ein wie zb. erhöhte reparaturkosten, ausfälle wegen nichtverfügbarkeit und dergleichen, dann sind lange genutzte maschinen mind. genauso wirtschaftlich wie viel genutzte maschinen.

die kostenrechner gehen von linearen kosten aus. damit kann man zwar langfristig kalkulieren, nur die praxis wird dadurch nicht abgebildet. die tatsächlichen kosten einer maschine errechnen sich aus der differenz zwischen dem tatsächlichen wert am anfang des jahres und am ende des jahres. so kann eine buchhalterisch abgeschriebene maschine noch einen marktwert von eur 10.000,- bis 20.000,- haben, nur mehr wenig an wert verlieren und bei einigermaßen günstiger auslastung wesentlich wirtschaftlicher sein als eine neue maschine. auch teure werthaltige maschinen können weniger kosten verursachen als anfangs billigere, die dann aber irgendwann unverkäuflich werden und nur mehr den schrottpreis erlösen.  

ganz im trend sind high-tech-güllefässer. im vergleich zu einem 8000-liter-lowtech-fass, 10 jahre alt, damals eur 13.000,- beschaffungskosten, wird ein modernen hightechfass mit 12.000 liter und eur 80.000,- kosten überlegt. daumen mal pi muss ich dieses neue fass mind. 4 mal so gut ausnutzen. mal die reparatur- und service-kosten ausgenommen, die beim low-tech-fass praktisch keine rolle gespielt haben.

und wenn sich jemand gegen die zwangskollektivierung mittels gemeinschaftsmaschinen weigert, wird er gerne als nicht gemeinschaftsfähig klassifiziert. was nicht bedeutet, dass es nicht sehr gut funktionierende maschinengemeisnchaften geben kann. es gibt aber auch weniger gut funktionierende und betriebsmodelle, wo es sinnvollere lösungen gibt.

weiteres beispiel: ein paar mal im jahr brauche ich kupfer-dichtungsringe. öfter setze ich mich ins auto und hole welche, weil sie nicht vorrätig sind. im landtechnikhandel ist mir ein set mit 300 dichtringen verschiedener größen um eur 30,- untergekommen. ein vielfaches jedenfalls, was mir die dichtringe einzeln kosten. zudem brauch ich ja höchszen 5 % von den 300 dichtringen. aus kostenrechnungssicht ist die beschaffung dieses dichtungssets also unrentabel. rechne ich allerdings die kosten für die autofahrt und den zeitaufwand für die beschaffung dieser ringe ein, rentiert sich das set in ein bis 2 jahren. auch wenn das in keiner kostenstelle direkt unterzubringen ist.